Die »soziale Verteilung von Wohnraum spiele eine Rolle, hier gebe es eine Schieflage«, meint Florian Fischer-Almannai, Professor für Wohnbau in Aachen. »„Die sehr gut situierten Menschen haben diese Krise nicht“,« heißt es in dem Interview. Und weiter: »Dem Problem könne man nicht nur mit „Bauen, was geht“ begegnen, sagt Fischer-Almannai, denn man habe auch noch das Problem der Klimakrise. „Und die Klimakrise lässt ja eigentlich nur einen Schluss zu: nichts mehr neu zu bauen.“«
Der knappe Wohnraum in den Städten geht im wesentlichen auf zwei Trends zurück: Immer mehr Menschen leisten sich immer größere Wohnungen und immer mehr Wohnungen stehen leer, weil sie als Zweit-, Dritt-, oder Ferienwohnung genutzt werden. Dieses Problem ist jedoch nicht durch staatliche Umbaupläne und eine rechtliche Begrenzung auf »maximale Quadratmeter« zu lösen. »Natürlich müsse man dann erst mal definieren, wie viel Wohnraum pro Kopf angemessen sei«, wird Fischer-Allmanai zitiert. Und weiter heißt es: »Er sieht ein Wohnflächenlimit von maximal 35 Quadratmetern pro Kopf«.
Fehlende Kostenstruktur
Leerstehender Wohnraum verursacht beim Eigentümer kaum Kosten. Es gibt Wohnraum der leer steht, weil Eigentümer Ärger und Aufwand scheuen, oder weil mögliche Mieteinnahmen nicht als relevant erscheinen. Auch lohnt es sich für einen Witwer oft nicht, aus einem viel zu großen Haus auszuziehen, da die laufenden Kosten im abbezahltem Eigenheim keine entscheidende Größe darstellen.
In meiner Nachbarschaft steht seit Jahren ein Haus leer, weil sich ein betagtes Ehepaar den Weg zurück in die alte Heimat offenhalten will. Keine realistische Perspektive, da das Haus nicht mehr in einem bewohnbaren Zustand ist und schon gar nicht den Bedürfnissen der altgewordenen Eigentümer entspricht. Allerdings hat sich allein der Grundstückswert in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt, sodass selbst für die Erben kein Verlust entsteht.
Solche und ähnliche Tendenzen können nur über Preise und Kosten angemessen und demokratisch geregelt werden. Über die Grundsteuer steht den Kommunen ein (mehr oder weniger) geeignetes Mittel zur Verfügung. Eine deutliche Anhebung der Grundsteuer, kombiniert mit einer pro-Kopf Entlastung für alle Einwohner, würde den richtigen Trend einleiten. Wer durchschnittlich viele Quadratmeter bewohnt, würde finanziell entlastet. Derjenige, der sich weit überdurchschnittlich viele Quadratmeter gönnt, muss dafür entsprechende Kosten hinnehmen. Die Vermietung von Wohnraum an Touristen würde weniger lukrativ, was in vielen Metropolen Europas als Entlastung empfunden werden wird.
Bodenerträge nutzen oder pro-Kopf verteilen
»Mit einem Bürgergeld von 200 €/mtl. für alle in Deutschland lebenden Menschen könnte man sofort klimaschädliches Verhalten verringern und den Anstieg der Bodenpreise und Mieten bremsen«, habe ich zuletzt in einem Beitrag vom Juni 2019 vorgerechnet. Mit dem selben Ansatz kann man kurzfristig den Leerstand, den Missbrauch und den unangemessenen hohen Anspruch an Wohnfläche eindämmen. Mit etwas gutem Willen sind im Bereich Wohnen und Mieten mehrere Probleme mit einfachen Mitteln zu lösen. Und dafür braucht es keine zusätzlichen Steuereinnahmen, staatliche Konjunkturprogramme oder neue Schulden.
Lesen Sie hierzu auch: »Die Bodenpreise explodieren und spalten die Gesellschaft«, »Gekaufte FDP?« und »Grundsteuer: Zeitgemäß!«
Klaus Willemsen, 20.01.2023
Verwendete Quellen:
www.inwo.de/medienkommentare/die-bodenpreise-explodieren-und-spalten-die-gesellschaft/