Inhalt:
1. Aktuelles
Jahresrückblick 2020
...»und dennoch trauen sich selbst grüne Ökonomen nicht, Alternativen zum permanenten Wirtschaftswachstum aufzuzeigen«, so beginnt der Jahresrückblick 2020 von Klaus Willemsen auf eine bunte Palette sehr lesenswerter Medienspiegel-Beiträge, die im vergangenen Jahr auf INWO.de erschienen sind. Es lohnt sich, diese in den sozialen Medien zu verlinken; das hilft, unsere Themen in den Fokus der öffentlichen Diskussionen zu rücken!
Fairconomy: Verbesserung unseres Online-Angebots
Statt vier gedruckter Ausgaben wird es zukünftig nur noch zwei gedruckte Fairconomy pro Jahr geben – dafür aber mehr und aktuellere Inhalte auf INWO.de, darunter Fairconomy-Artikel aus dem PDF-Format „herausgelöst“ (so dass sie insbesondere auf kleinen Endgeräten besser lesbar sind).
Grund zum Feiern: Baden-Württemberg führt eine Bodenwertsteuer ein!
Der Landtag in Stuttgart hat am 4. November ein neues Landes-Grundsteuergesetz verabschiedet. Die Grundsteuer B wird damit zu einer modifizierten Bodenwertsteuer. Baden-Württemberg geht damit als erstes Land einen eigenen Weg und nutzt die Länder-Öffnungsklausel des Bundes. „Mit unserem Bodenwertmodell haben wir ein innovatives, neues Konzept entwickelt, mit dem auch die kommunalen Landesverbände zufrieden sind. Es ist transparent und einfach, nachvollziehbar und bürokratiearm“, freut sich Finanzministerin Edith Sitzmann (Bündnis 90/Die Grünen) Die „modifizierte Bodenwertsteuer“ basiert im Wesentlichen auf nur zwei Kriterien: Grundstücksfläche und Bodenrichtwert und wird ab 1. Januar 2025 erhoben.
Prof. Dr. Dirk Löhr
Mehr Infos dazu gibt es in unserem Webinar:
»Bodenwertsteuer – die Steuer der Zukunft!«
am Samstag, 9. Januar, um 15.00 Uhr mit Prof. Dr. Dirk Löhr (Umwelt-Campus Birkenfeld)
Wer teilnehmen möchte, kann per E-Mail an inwo(at)inwo.de (oder über unser Kontaktformular) einen Teilnahme-Link anfordern (wird manuell verschickt, nach Verfügbarkeit).
Wie bereits im Dezemberheft der FAIRCONOMY angekündigt, startet die INWO damit eine eigene Reihe von kostenfreien Online-Seminaren. Die Teilnahme ist jeweils auf die ersten 100 Teilnehmer begrenzt.
2. Termine (weitere)
6. März, 10.00 - 12.00 Uhr: Online-Treffen für neue und alte Mitglieder »FAIRCONOMY and me« mit Beate Bockting und Matthias Klimpel. Teilnahme-Link bitte anfordern per E-Mail an inwo@inwo.de (oder über unser Kontaktformular).
8. April, 19.00 - 21.00 Uhr: Webinar »Fairconomy – für eine faire Wirtschaft« mit Prof. Dr. Felix Fuders (Universidad Austral de Chile). Teilnahme-Link bitte anfordern per E-Mail an inwo@inwo.de (oder über unser Kontaktformular).
24. - 26. September, Silvio-Gesell-Tagungsstätte Wuppertal: Ersatztermin für die ursprünglich für März 2020 geplanten 65. Mündener Gespräche mit dem Thema „Proudhon, Gesell, Keynes und negative Zinsen“.
Irrtümer und Änderungen vorbehalten. Mehr lokale und aktualisierte Termine stehen immer im INWO-Terminkalender.
3. Interessantes aus Netz und Medien
Dirk Löhr ist Professor für Steuerlehre und Ökologische Ökonomik am Umwelt-Campus Birkenfeld der Fachhochschule Trier, Autor und Blogger und Initiator des Aufrufs „Grundsteuer: Zeitgemäß!“ Aktuell erschien von ihm ein meinungsstarker Gastbeitrag im Handelsblatt: Wir sollten leistungslose Einkommen statt Leistung besteuern (vom 15.12.2020, leider ist nur der Anfang kostenlos lesbar).
Auch von Ulrich Kriese, Sprecher für Bau- und Siedlungspolitik des Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) und Mitstreiter bei "Grundsteuer: Zeitgemäß!", sind zwei Beiträge im Handelsblatt erschienen: Baden-Württemberg macht vor, wie sich die Grundsteuer reformieren lässt (vom 02.12.2020) und Die Bayerische Flächensteuer ist untauglich und regressiv (vom 21.12.2020). Zumindest der zweite Artikel ist nicht komplett kostenlos lesbar.
In einer Publikationsreihe des argentinischen Wirtschaftsministeriums erschien Ende 2020 der Sammelband Silvio Gesell. Obra argentina. Er enthält vier Werke Gesells, von denen drei 1893, 1898 und 1909 in Buenos Aires veröffentlicht wurden, sowie ein Vorwort des Staatssekretärs für Wirtschaftspolitik, Haroldo Montagu, und eine Einführung des Ökonomen und Soziologen Rodrigo López. „Silvio Gesell ist nicht nur der Vater des Gründers von Villa Gesell, sondern auch der berühmteste Wirtschaftswissenschaftler unseres Landes in der Welt“, heiß es dort. „Er wurde von Keynes in ‘The General Theory’ zitiert und ist ein Vorläufer des makroökonomischen Denkens. Heutzutage haben die wichtigsten Universitäten der Welt und internationale Finanzorganisationen ihr Interesse an den in seinen Werken entwickelten monetären Ideen erneuert."
„Warum passen wir zum Beispiel die Subventionen und den Mindestlohn nicht schneller an und besteuern das Rent-Seeking, also die unproduktiven Einkommen hinter den Miet- und Bodenpreissteigerungen?“ fragt die Politökonomin Maja Göpel im Schrot-und-Korn-Interview „Das können wir besser“.
In der Online-Veranstaltung Zwischen Konjunkturprogramm und großer Transformation: Welcher Weg führt aus der Krise? der grün-nahen Heinrich-Böll-Stiftung diskutieren Maja Göpel und Tom Krebs über die besten Strategien zur Überwindung der Corona-Wirtschaftskrise.
Die Zeitschrift für Sozialökonomie (ZfSÖ) hat am 1. Januar den aufschlussreichen Artikel Aktuelle Studien zur Ungleichheit des Vermögensbesitzes in Deutschland von Karl-Martin Hentschel veröffentlicht.
4. Film- und Buchtipps
Zwei Bücher werden in der aktuellen Fairconomy ausführlich und hier nur kurz vorgestellt:
Katharina Pistor: Der Code des Kapitals
Berlin: Suhrkamp Verlag, 2020
Ein Werk das von der Financial Times als eines der besten Bücher des vergangenen Jahres ausgezeichnet wurde. Sein Thema: Was verwandelt bloßen Reichtum in ein Vermögen, das automatisch mehr Reichtum schafft?
Hören Sie rein (Video-Gespräch bei Youtube, 1:34 h, deutsch) wie Katharina Pistor in einem Gespräch mit Sven Giegold die zentralen Thesen ihres hochgelobten Buches vorstellt, das am 16. November bei Suhrkamp auf Deutsch erschienen ist.
PPierre-Joseph Proudhon: Was ist das Eigentum?
Wien: Monte Verita, 2020
Ideengeschichtlich Neues ergibt sich häufig erst im radikalen Bruch mit Traditionen. Für eine solche Zäsur steht der französische Anarchist Pierre-Joseph Proudhon (1809-1865). Seine umfassende Strukturanalyse von Eigentum, Zins und Zirkulation machte Epoche.
Eine engagierte, kraftvolle Anklage, von Lutz Roemheld erfrischend zeitgemäß übersetzt und in sprachlich vitale Form gebracht. Vorangestellt ist eine historisch systematische Einleitung von Gerhard Senft (S. 7-45)
Den Deutungsbereich der klassischen Ökonomie ließ Proudhon nicht nur in der Eigentumsfrage weit hinter sich. Pionier war er auch in seiner Kritik der krisenhaften Eigendynamik des kapitalistischen Geldwesens. Es dauerte allerdings noch zwei Generationen, bis sein Ansatz in einer gangbaren Lösung vollendet wurde und Silvio Gesell ein unter Umlaufzwang gesetztes Freigeld modellierte. Das soll Proudhons Verdienste nicht schmälern. Auch heute noch kann die Geld- und Bodenreform bei ihm aus dem Vollen schöpfen, schreibt Markus Henning in seiner Rezension.
5. Worte... zum Schluss
“If you owe a bank a hundred thousand dollars, the bank owns you. If you owe the bank a hundred million dollars, you own the bank.”
(„Schuldet man einer Bank 100.000 Dollar, gehört man der Bank. Schuldet man ihr 100.000.000 Dollar, gehört einem die Bank.“)
David Graeber (1961 - 2020) im Disenz-Interview, auf Deutsch erschienen in espero Nr 2
Mit freundlichen Grüßen
Beate Bockting und Vlado Plaga