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Katharina Pistor: Der Code des Kapitals

"Als Alternative schlage ich vor, dass die Regierungen eine neue Art von Währung ausgeben: Free Dollars (Euro, Pfund, Yen)". Die Juristin der Columbia University will "eine wirklich freie Währung". Die Einmalzahlungen in Dollar, mit der die Trump-Administration die Corona-Krise bekämpfen will, hält sie für problematisch.

Die Einmalzahlungen der Regierung Trump hätten mehrere Probleme, meint Pistor. Sie seien auf die Steuerzahler beschränkt und würden die Ärmsten der Armen nicht erreichen, die meist nicht über Bankkonten verfügen, um ihre Schecks einzulösen. Angesichts der drohenden Arbeitslosigkeit und der enormen Schuldenlast wären die Einmalzahlungen zudem für viele Haushalte nicht ausreichend, während reichere Haushalte die Dollars horten würden, anstatt ihn auszugeben, wodurch die Wirksamkeit dieses Liquiditätsschubs gedämpft würde.

Alternativ schlägt Pistor daher "eine wirklich freie Währung" vor. Die Regierungen sollten eine neue Art von Währung als digitale Zentralbankwährungen ausgeben: Free Dollars (Euro, Pfund, Yen). Dabei bezieht sie sich ausdrücklich auf die Vorschläge Silvio Gesells und auf das Freigeld-Experiment der 1930er Jahre in Wörgl.

Free Dollars sollten sowohl als Tauschmittel als auch als Rechnungseinheit dienen. Im Gegensatz zum Greenback und anderen konventionellen Währungen sollten sie jedoch nicht als Wertaufbewahrungsmittel konzipiert sein. Stattdessen sollte ein Free-Dollar einen Bruchteil seines Nennwertes verlieren, wenn er nicht innerhalb einer bestimmten Zeitspanne ausgegeben wird. "Dieses Merkmal ist vergleichbar mit negativen Zinssätzen, die dauerhaft an nicht ausgegebenes Geld geknüpft wären."

Sein Zweck bestünde nicht nur darin, vorübergehend eine deflationäre Periode zu bekämpfen, sondern "Geld in der gesamten Wirtschaft im Überfluss zur Verfügung zu stellen". Die Regierung sollte dabei Free-Dollars zur Begleichung ausstehender Steuerverpflichtungen akzeptieren und damit den Free-Dollar als Rechnungseinheit fest verankern. Free-Dollars sollten in Form von digitalem Geld über Mobiltelefone und Online-Geräte ausgegeben werden, die in vielen Teilen der Welt, darunter auch in China und Teilen Afrikas, bereits üblich sind.

Katharina Pistor ist Autorin des Buches "Der Code des Kapitals - Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft", das Mitte November im Suhrkamp-Verlag erscheint. In dem 440 Seiten starken Werk geht die Juristin der Frage nach, was bloßen Reichtum in ein Vermögen verwandelt, das automatisch mehr Reichtum schafft. Ihr Ergebnis: Das Recht »codiert« selektiv bestimmte Vermögenswerte und stattet sie mit der Fähigkeit aus, privaten Reichtum zu schützen und zu produzieren. Auf diese Weise kann jedes Objekt, jeder Anspruch oder jede Idee in Kapital umgewandelt werden – und Anwälte sind die Hüter dieses Codes. Sie wählen aus verschiedenen Rechtssystemen und Rechtsinstrumenten diejenigen aus, die den Bedürfnissen ihrer Mandanten am besten dienen. Techniken, die vor Jahrhunderten Landbesitz in Kapital transformierten, dienen heute zur Codierung von Aktien, Anleihen, Ideen und Zukunftserwartungen.

Dass dies eben auch auf unsere Geldordnung an sich zutrifft, wir aber deren Gesetzmäßigkeiten ebenfalls ändern können, um unser Geld gerechter und inklusiver zu gestalten, das zeigt Katharina Pistor in ihrem Beitrag über Gesell-Geld.

Quelle: https://justmoney.org/k-pistor-the-case-for-free-money-a-real-libra/#post-3666-footnote-ref-9