EZB verringert Anleihenkäufe schneller als geplant

Ein Kommentar von Stefan Winter zur Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt exemplarisch die Widersprüchlichkeit der herrschenden Geldpolitik auf.

Die EZB »muss den Abschied von ihrer Krisenpolitik organisieren – mitten in einer schweren Krise«, heißt es da. Und weiter, sie vermag »wenig auszurichten gegen die steigenden Energiepreise als wichtigsten Inflationstreiber«, und weiter, sie »mag noch so oft die Preisstabilität, definiert als 2 Prozent Jahresinflation, als wichtigstes Ziel betonen – erreicht hat sie es im Grunde nie«.

Doch diese mangelhafte Geldpolitik hat für die Gesellschaft gravierendere Auswirkungen, als die meisten beteiligten und unbeteiligten Personen glauben. Ohne eine stabile Währung ist eine solide wirtschaftliche Entwicklung auf Dauer nicht möglich. Eine instabile Wirtschaftsentwicklung ist jedoch seit jeher der Ausgangspunkt für innere und äußere Unruhen. Die „Gedankensplitter“ von Tristan Abromeit machen das Ausmaß dieser inkonsequenten Geldpolitik deutlich:

a) Eine Notenbank, die ein Machtfaktor ist, ist in der Demokratie eine Fehlkonstruktion. Die Notenbank hat ein dienendes Amt zu sein, das aufgrund von vorgegebenen Regeln zu reagieren hat.

b) Wenn das Ziel einer Notenbank 2% Inflation ist, hat sie eine merkwürdige Vorstellung von der Kaufkraftstabilität des Geldes.

c) Wenn die Notenbank das selbst gesteckte Ziel einer Inflationsrate nicht erreicht und nicht einhalten kann, dann hat sie nicht das richtige Instrumentarium oder kein Personal, dass sich damit auskennt.

d) Die Idee der Unabhängigkeit der Notenbank ist nicht geboren worden, um Unabhängigkeit von den drei Gewalten zu erreichen, sondern sie vor den Begehrlichkeiten der Politik zu schützen.

e) Wenn Geschäftsbanken sich für eine Zinssteigerung stark machen, dann aus Eigeninteresse, weil sich dann die Differenz zwischen Soll- und Habenzins besser spreizen lässt und den Kunden ein Vermögenswachstum vorgegaukelt werden kann.

f) Das Problem der Notenbank ist, dass sie die für die Stabilität des Geldes notwendige Geldmenge nicht ohne Umlaufsicherung beherrscht.

g) Die Notenbank müsste den Umlauf des herausgegebenen Geldes durch eine Geldgebühr sichern. Allerdings entstünde zunächst ein neues Problem, nämlich dadurch, dass der gewaltige, über Jahre aufgetürmte Geldüberhang, der jetzt in den unterschiedlichen Horten ruht, auf den Markt drängen würde. Die Notenbank müsste zunächst Geld aus dem Geldkreislauf herausnehmen. Sie müsste mit Hilfe einer Bargeldgebühr ungenutzte Bestände abschöpfen und diese nicht wieder in den Verkehr bringen.

h) Die Notenbank hat keine Kreditbank, weder des Staates noch der Geschäftsbanken, zu sein. Wenn Zins ein Preis ist, dann hat die Notenbank, diesen nicht zu manipulieren. Wenn sie Geld auf Kreditbasis in den Verkehr bringt, dann müssen ihre Zinsen über dem Marktzins liegen, damit erst alles Geld mobilisiert wird, das sie schon in den Verkehr gebracht hat. Entscheidend ist, dass sich die Zinssätze bei entsprechender Wirtschaftslage im negativen Bereich bewegen können.


Lesen Sie hierzu auch: »Warum ich für die Bargeldgebühr bin«, »Stabile Währung durch Haltegebühr auf Geld« und »The day after: Grund-solidarisch aus der Corona-Krise!«


Tristan Abromeit, Klaus Willemsen, 14.03.2022

Verwendete Quellen:

www.rnd.de/wirtschaft/inflation-ezb-kommt-aus-ihrem-dilemma-nicht-heraus-L4XEG5TQAVC2NLJZKX3ZE7E5ZA.html

www.Tristan-Abromeit.de

https://www.klaus-willemsen.de/2020/05/03/warum-ich-fuer-die-bargeldgebuehr-bin/

https://www.geldreform.eu/stabile-waehrung-durch-haltegebuehr-auf-geld

/boden-aktuell/the-day-after-grund-solidarisch-aus-der-corona-krise/