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FAIRCONOMY-Newsletter 93

* Bericht und Video von der Silvio-Gesell-Preis-Verleihung

* Neue Extremwerte von Armut und Reichtum – und Veranstaltungen dazu

* Literatur zum Widerspruch zwischen Kapitalismus und Demokratie

1. Aktuelles

Zum Start ins Jahr 2025 gibt es einiges aus dem zurückliegenden 2024 zu berichten: Zur erfolgten Verleihung des Silvio-Gesell-Preises an Prof. Dr. Willem Buiter gibt es:

Weitere neue Titel-Themen auf INWO.de:

Felix Fuders hat für das Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung den gut 30-minütigen Video-Vortrag Is there a growth imperative inherent in our financial system? (auf Englisch) gehalten.

Die Stiftung für Reform der Geld- und Bodenordnung hat mit Dr. Max Danzmann einen neuen 1. Vorsitzenden. In der von der Stiftung herausgegebenen „Zeitschrift für Sozialökonomie“ sind in allen drei Bereichen – Aufsätze, Rezensionen und Berichte – seit dem letzten Fairconomy-Newsletter (Oktober 2024) neue Inhalte hinzugekommen, unter anderem der Aufsatz Fairconomy – Vollgeld – MMT: Gemeinsames und/oder Trennendes? von Prof. Dr. Franz Schneider.

2. Termine

1.5 - 3.5.2025, Hannover: Die INWO präsentiert sich auf dem Markt der Möglichkeiten beim Evangelischen Kirchentag.
Wer die INWO persönlich kennenlernen und unterstützen möchte, für den ist dies eine gute Gelegenheit!

23.5. - 25.5.2025, Wuppertal: INWO-Mitgliederversammlung in der Silvio-Gesell-Tagungsstätte.

10.10. - 12.10.2025, Wuppertal: 69. Fairconomy-Herbsttagung in der Silvio-Gesell-Tagungsstätte

Irrtümer und Änderungen vorbehalten.

3. Film- und Buchtipps

Norbert Häring: Endspiel des Kapitalismus – Wie die Konzerne die Macht übernahmen und wie wir sie zurückholen

Norbert Häring. Quadriga-Verlag, 2021, 382 Seiten.

Im Rahmen der (noch laufenden) „Weihnachtsaktion“ habe ich Norbert Härings 2021 erschienenes „Endspiel des Kapitalismus“ (inklusive vom Autor signierter Postkarte) bestellt. Häring hat schon 2017 in seinem lesenswerten Blog auf Prof. Dirk Löhr verwiesen, ist also zumindest teilweise mit Freiwirtschafts-Themen vertraut. Sein Buch ist, wie schon der Titel klar macht, sehr kapitalismuskritisch. Bisher habe ich nur Teil 1 von 4 lesen können, in dem es darum geht, wie sich aktuell und sehr konkret globale Konzerne immer mehr Macht aneignen.

Rainer Mausfeld: Hybris und Nemesis / Wie uns die Entzivilisierung von Macht in den Abgrund führt – Einsichten aus 5000 Jahren

Rainer Mausfeld. Westend Verlag, 2023, 512 Seiten.

Dann ist mir beim Lesen ein in der Bücherei vorbestelltes verwandtes Buch „dazwischengekommen“, eins dass einen größeren historischen Kontext liefert: „Hybris und Nemesis“ von Rainer Mausfeld. Mausfeld war mir bisher vor allem durch seinen starken und vielbeachteten Vortrag „Warum schweigen die Lämmer?“, seit 2019 immerhin 2 Millionen mal bei Youtube angesehen, ein Begriff. In seinem aktuellen Buch schreibt er: „Die Illusion von Demokratie lässt sich jedoch nur so lange aufrechterhalten, wie die Unvereinbarkeit von Demokratie und Kapitalismus nicht zu augenfällig wird.“ (S. 55). Schon die bisher von mir gelesenen ersten knapp 200 Seiten enthalten aufschlussreiche Ausführungen zum Wechselspiel von Macht und „Gegenmacht“ in verschiedenen Gesellschaften: von „Jäger-und-Sammer“-Gesellschaften über früheste Zivilisationen, altes Ägypten, China und antikes Griechenland.

4. Interessantes aus Netz und Medien

Der IT-Sicherheits-Unternehmer „Fefe“ mit seinem fast täglich aktualisierten Blog zu Software-Problemen und sonstigen Technik- und Politik-Themen hat einen netten Kommentar zur Wirtschaftslage geschrieben (7.10.24), in dem ein Satz schon fast nach der Freiwirtschafts-Lösung schreit: „Das sind die Leute, die Geld horten, und damit eine Konjunkturschwäche überhaupt erst auslösen.“

Wie jedes Jahr im Januar veröffentlicht Oxfam anlässlich des „Weltwirtschaftsforums“ den „großen Ungleichheitsbericht“. Passend zur Bundestagswahl heißt es in der Übersicht zum Bericht: „Die mit dem Besitz von Konzernen einhergehende wirtschaftliche Macht führt auch zu politischer Macht. Superreiche und ihre Konzerne nehmen zunehmend Einfluss auf die Politik.“.

Passend zum wachsenden Einfluss der Superreichen diese schöne Meldung vom ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus, Video-Beitrag ab Minute 18:28: im Jahr 2020 war von der CDU-Regierung ein Gesetz zu Reservekraftwerken beschlossen worden, mit dem interessanten Detail, dass diese auf keinen Fall preissenkend wirken dürfen (danke, für den Hinweis, Fefe).

Die Politikwissenschaftlerin und Autorin Martyna Linartas ist in Kooperation mit attac in mehreren Städten unterwegs, um für Tax the Rich (Kampagne zur Besteuerung von „Überreichtum“) zu werben. Termine:

2.2.11:00 Wuppertal Alte Feuerwache
2.2.16:00 Bochum KoFabrik
3.2.19:00 Darmstadt Bessunger Knabenschule
4.2.19:00 Duisburg Café Museum
10.2.18:00 Reutlingen Altes Rathaus
11.2.20:00 Besigheim Wartesaal
12.2.19:00 Heidenheim Haus der ev. Kirche

Auf ihrer Netz-Präsenz ungleichheit.info hat Martyna Linartas (s.o.) die Ungleichheit in der Welt in Grafiken illustriert und vor allem eine Menge Verweise zu Medienbeiträgen, Literatur, Kunst, Projekten und Forschung gesammelt. „Extreme Ungleichheit ist ein extremes Problem.“ heißt es dort.

Eine konstruktive Nullzinspolitik kann und muss den Klimaschutz begleiten (Makronom, 12.11.24, nur Anfang kostenlos), argumentieren Hans-Josef Fell und Klaus Willemsen.

Im Landwirtschafts-Fach-Magazin agrarheute wird im Artikel Goldrausch am Pachtmarkt – Pachtpreise explodieren wegen Solar und Windkraft ein woanders wenig beachteter Aspekt der in Deutschland laufenden „Energiewende“ beleuchtet.

Eine Schweizerische Perspektive auf Vermögensungleichheit und Bodeneigentum liefert Werner Vontobel bei Infosperber mit „Warum die Miete nicht mehr zum BIP passt“ (23.01.25): „Sogar auf dem Albispass bei Zürich werden jetzt Tiny-Houses mit 27 Quadratmetern Wohnfläche für 2150 Franken (ca. 2200 €) vermietet. [...] Die Inflation der Bodenpreise sprengt den Rahmen unserer Binnenwirtschaft mit ihrer natürlichen beziehungsweise BIP-gegebenen Kaufkraft von 40 bis 120 Franken pro Arbeitsstunde. Sie teilt die «Eingeborenen» in zwei Klassen: Hier die Bodenbesitzer, die von der globalen Kaufkraft profitieren. Dort die «Landlosen», die einen immer grösseren Teil ihrer Einkommen an ihre «Landlords» abtreten müssen. Die Preise und Mieten, die diese verlangen können, hängen allein von der Kaufkraft und von der Leidensfähigkeit der Wohnungssuchenden ab.

5. Worte... zum Schluss

„Reichtum und Armut sind gleichmäßig verkehrte Zustände, sie gehören nicht in einen geordneten Staat, sie sind mit dem Bürger- und Völkerfrieden unvereinbar“ 
Silvio Gesell in Die natürliche Wirtschaftsordnung, 1920: Ist der Bürger- und Völkerfrieden vereinbar mit der Goldwährung?

Mit freundlichen Grüßen
Vlado Plaga und Mitstreiter