»Sogar Grüne opfern Artenschutz dem Windradausbau«

schreibt Matthias Glaubrecht in seinem Gastbeitrag im Tagesspiegel. Der Professor für Biodiversität zeigt sich darüber entsetzt, dass der Erhalt der Arten in der aktuellen Politik kaum eine Rolle spielt. In den zuständigen Ministerien werden Symptome behandelt. Notwendige, grundsätzliche Weichenstellungen finden ausschließlich in Balkonreden und Wahlprogrammen Erwähnung.

»Wir müssen allerdings die Mauer der Ignoranz gegenüber einer Ökonomie der Ökologie überwinden, die Natur im doppelten Wortsinn in Wert setzen und konzertiert im globalen Maßstab handeln«, fordert Glaubrecht. Doch die Realität sieht auch in den grünen Ministerien anders aus. Politiker*innen an den Schalthebeln der Macht akzeptieren, dass sie nur an der Macht bleiben können, wenn sie die Besitzverhältnisse am Boden, die private Ausplünderung der Bodenressourcen und die Konzentration des Bodeneigentums nicht infrage stellen. Ebenso werden die Wachstumsinteressen der Agrarindustrie, der Automobilindustrie, der Energiekonzerne und andere Industriezweige grundsätzlich akzeptiert, um als Realpolitiker*in vom Mainstream anerkannt zu werden. Folgerichtig werden grundsätzliche Weichenstellungen zugunsten der Natur, der Artenvielfalt und des Erhaltes natürlicher Lebensräume in politischen Gremien nicht mehr ernsthaft diskutiert. Eine Post-Wachstums-Ökonomie wird an keiner Stelle ernsthaft diskutiert. Und das, obwohl alle grünen Protagonisten seit den 1970er Jahren über »Die Grenzen des Wachstums« ausreichend informiert sind. Im privaten Gespräch stellt praktisch keiner infrage, dass diese Grenzen längst überschritten sind. Dennoch werden wichtige Positionen und Gremien mit Wachstums-Befürwortern besetzt. Für grundsätzliche Fragestellungen ist kein Platz.


Professor Glaubrecht äußert die Hoffnung: »Der Schutz der Biodiversität ist machbar, aber nur, wenn wir tatsächlich akzeptieren, dass Ressourcen endlich sind und die Natur samt ihrer Arten auf Konferenzen und in Koalitionen nicht länger verhandelbar ist.« Allerdings verlangt diese Annahme, dass die ökonomische Ausplünderung deutlich benannt und beendet wird. Davon ist die Weltgemeinschaft ebenso wie die deutsche, grüne Community so weit entfernt wie nie zuvor.

Lesen Sie hierzu auch: »Kapitulationsvertrag« und »The day after: Grund-solidarisch aus der Corona-Krise!«


Klaus Willemsen, 20.01.2022

 

Verwendete Quellen:

https://www.tagesspiegel.de/politik/artenschutz-als-ignoriertes-thema-das-biologische-analphabetentum-der-politik-bringt-uns-noch-alle-um/27975842.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

https://www.1000dokumente.de/pdf/dok_0073_gwa_de.pdf

/medienkommentare/kapitulationsvertrag/

/boden-aktuell/the-day-after-grund-solidarisch-aus-der-corona-krise/