Wir brauchen jetzt eine Bargeldgebühr – die Gesell-Eisler-Solution

„Kapitalismus kaputt? Löst die gegenwärtige Pandemie den nächsten globalen Krisenschub aus?“ – fragen sich manche im Zusammenhang mit Corona. Aber was sind die Ursachen? Ist das Virus wirklich dafür verantwortlich? Es ist nur der Anlass, ähnlich dem Funken, der ins Pulverfass fällt.

Der Auslöser ist eben nicht die Ursache, sondern nur der Anlass. Ganz abgesehen davon gibt es neben der Corona-Krise weitere Krisenherde, die schon viel länger virulent sind: Klimakrise, Ökologie, soziale Polarisierung und mit ihr einhergehend nationale Abschottung, Ausgrenzung und ein Wiedererstarken von rechtem Gedankengut.

Können da geldpolitische Maßnahmen helfen? Wenn sie denn „radikal“ – also an die Wurzel gehend – sind, schon. Dafür braucht es ein klares Konzept, das über die Nothilfe hinaus geht. Eine aktuelle Nothilfe sollten negativ verzinste Überbrückungskredite für Unternehmen und Selbstständige sein, die trotz Kurzarbeitergeld und ähnlichem nötig sein werden. Auch manche Vermieter und viele Mieter werden solche Hilfen benötigen, die Zahlung von Pachten, Mieten und auch Steuern könnte eine Zeit lang ausgesetzt werden – eben als Nothilfe. Nur – selbst diese Nothilfen benötigen in jedem Fall eine Gebühr auf Bargeld. Andernfalls wird eine massive Bargeldhortung einsetzen – und die Wirtschaft gerät erst recht in den freien Fall! Die Deflation der 1930er Jahre ist eine klare Mahnung und Lehre!

Die „Gesell-Eisler-Solution“

Die „Gesell-Eisler-Solution“ könnte eine Methode zur Erhebung der Bargeldgebühr sein: Neues, zusätzliches Bargeld erhält die aktuelle Jahreszahl aufgedruckt und wird dann kontinuierlich über ein Jahr gegenüber dem Buchgeld (Sichtguthaben) als Rechenstandard z.B. mit 5% pro Jahr abgewertet. So macht es beim Kaufen keinen großen Unterschied, ob bar oder mit Karte gezahlt wird. Im nächsten Jahr gibt es neue Serien, die die vorherige Serie innerhalb der ersten Wochen des neuen Jahres ersetzen. Falls ein jährlicher Wechsel zu selten ist, kann längerfristig auch zu halbjährlichem oder vierteljährlichem Wechsel übergegangen werden. Der Clou: Altes Bargeld erhält seinen Wert und kann sogar ersetzt werden. Nur zusätzliches, neues Geld erhält die Jahreszahl und den Eisler-Wechselkurs. So lässt sich einerseits der Zinssatz am Geldmarkt weiter senken und zugleich eine starke Zunahme des ausgegebenen Bargeldes begrenzen.

Eine andere Möglichkeit der Erhebung der Bargeldgebühr wäre die Verwendung eines programmierbaren Chips in den Geldscheinen. Bei jedem Durchgang durch eine Kasse könnte der aktuelle Wert der Banknote ausgelesen werden. Die technische Ausstattung hierfür liegt sozusagen bereits vor: Kartenlesegeräte würden umfunktioniert zu Chip-Lesegeräten, und so wie bereits die Echtheit eines Scheins elektronisch geprüft werden kann, würde dann sein Wert geprüft und den Benutzern angezeigt.

Technisch dürfte jedenfalls die Erhebung kein Problem darstellen. Wenn aber häufig über die Abschaffung des Bargeldes nachgedacht wird, um die Einführung eines Negativzinssatzes auf Bargeld zu ermöglichen, so sind die hier genannten Möglichkeiten deutlich elegantere Alternativen: Bargeld ist bekanntlich „geprägte Freiheit“, und die wird hoch geschätzt!

 

Der erwähnte Text „Kapitalismus kaputt? Löst die gegenwärtige Pandemie den nächsten globalen Krisenschub aus?“ findet sich hier: www.heise.de/tp/features/Kapitalismus-kaputt-4684452.html